Veganes Reiten. Endlich eine bewusst und achtsam lebende Reitsportszene, wo ich unabhängig von Rasse und Reitweise mit meinen Gummistiefeln akzeptiert werde. Um nicht zu sagen: genau dieses Accessoire sichert mir in einschlägigen Kreisen besondere Anerkennung! Waren bisher Praktikabilität, Preis und Wasserdichtigkeit das Argument für die schwarzen Schlammtreter, so sind sie jetzt aus Gründen purer Moral, Anstand und Politik die erste Wahl. In einschlägigen Kreisen ist mir nun Ansehen und Respekt sicher. (In süditalienischen familiär strukturierten Netzwerken hat man ja auch schon mal mit Betonschuhen experimentiert, habe ich mir sagen lassen. Aber das ist dann wohl doch ein anderes Thema)
Gute Menschen im Dilemma
Auch wenn es in der Sattelkammer aussieht wie Kraut und Rüben – veganes Equipment sucht man vergeblich. Was ist die hochwertige Alternative zum Ledersattel? …grübel, grübel, grübel…, Erleuchtung: Ein Fellsattel ist die Lösung! Das süße rothaarige Voltigier-Mädchen mit dem ungewöhnlich ausgebildeten politischen Engagement, kann sich kaum zusammenreißen. Wie?! Federball soll jetzt Pelz tragen? Das ist ja noch schlimmer als Leder! Die sonst so souveräne Hightechreiterin mit Umwelt-, Gesundheits- und sonstigem Verständnis fühlt sich ertappt. Gute Menschen im Dilemma… Doch hat die Freundin aus dem Wildkirschblüten-Gesprächskreis nicht im letzten Ägypten-Urlaub diesen stylischen Kamelsattel ergattert? Kreuzweise Holz mit einem Strick zusammen gerödelt und einen Teppich drüber. Eindeutig vegan, oder? Doch klar, erst mal auch hier den Fall zu Ende denken. Der Teppich auf diesem veganen Holzkreuz ist nämlich ein hochwertiger. Nicht nur sortenreine Wolle, was ja schon schlimm genug wäre, er vereinigt gleich ein doppeltes „No-Go“ in seiner Knotenstruktur: Seidenanteil 15 %. Das geht natürlich gar nicht. Warum fällt mir gerade jetzt ein Slogan aus meiner eigenen „ich-bin-gegen-alles-Zeit“ ein? Jute statt Plastik. In diesen drei Worten steckt doch direkt auch eine Doppel-Lösung. Jute- und Plastiksättel sind OK. Voll vegan.
Doch nun zeichnet sich am Horizont bereits die nächste Herausforderung ab. Ich hörte davon, dass auch Steine einen Geist und eine Seele haben. Au Backe, das wird wieder eine Lebensform prägen, mit allen Konsequenzen.
Text: Tanja Mundt-Kempen
Fotos: pferdeseite.tv_Tanja Mundt-Kempen