Brisant & Provokant

Quarks & Caspers: Das Pferd – 7 Dinge, die Sie wissen sollten:

Kommentar von Tanja Mundt-Kempen

Pferde faszinieren Millionen – und bringen Milliarden. Moderator Ralph Caspers mag mit seiner latent überdrehten Art nicht jedermanns Sache sein, doch vieleicht braucht es diese Brabbelpräsenz, um so viel kluges Wissen in 45 Minuten zu vermitteln.

Gezeigt werden kontrastierende Bilder, die für sich sprechen: Perspektive des Pferdes durch Gitterstäbe auf eine wenig unterhaltsame Stallgasse, da kommen Knastphantasien auf.

Gerade die gekonnte Kameraführung unterstützt die angemessen kritischen Kommentare.
Systematisch und informativ wird die Unverzichtbarkeit des Pferdes für die Kriegsführung und Eroberung belegt. Ruhm, Eitelkeit, Tierliebe und Sportsgeist dienen für wahre und vermeintliche Pferdefreunde als Antrieb für ihr nicht immer pferdegerechtes Handeln. Schöne Bilder von frei laufenden edlen Rössern oder einer Dülmener Wildpferdherde begleiten verständliche Erklärungen über Verhalten und Sinneswahrnehmungen der Pferde.

Nicht einmal die (offenbar unvermeidliche) Pferdeflüsterei wird kitschig sondern sachlich beleuchtet. Einige fragwürdige Trainingsmethoden werden als Quälerei erkannt und manch gesellschaftlich oder wirtschaftlich begründeter Budenzauber entlarvt vor allem die Eitelkeit der zweibeinigen Akteure.

Ein Galopprennen ist für das sehr junge Vollblut eine Fluchtsimulation, doch ob der spätere Rettungs-und Heilungsversuch auf dem Gnadenhof ein geringerer Stress ist, beantwortet das im Beitrag gezeigte ausrangierte Pferd durch Bewegungsverweigerung selbst.  Schade, dass der Mut der Autoren an dieser Stelle nicht ausreicht, das sichtbare Dilemma „Gnadenbrot ist manchmal Qualverlängerung“ zu benennen. Der bemitleidenswerte Fuchs zeigt sich hier keineswegs mehr als waches Fluchttier – in dem Zustand kann er nicht einmal mehr schleichen.

„Nach einem Jahr mal schauen… „ meint die angehende Pferdetherapeutin, die sich mehrere Stunden täglich mit dem verbrauchten 5jährigen Patienten befasst. Beispiele wie diese repräsentieren keine Gnade sondern kultivieren und verlängern Qualen.
Hierzu brauchte es keinen Kommentar, gut gemeint ist nicht automatisch gut gemacht.

Umso zeitgemäßer der Hinweis auf die Qualität von Pferdefleisch als gesundes Nahrungsmittel. Ein zaghaftes, aber für deutsche Gestrigkeit trotzdem mutiges Plädoyer für Pferdefleisch auf dem Speiseteller. Hart aber moralisch: was hier gegessen wird muss nicht noch einen qualvollen Transport erdulden.

Das Pferd wird allzu oft vermenschlicht oder zum reinen Sportgerät. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit: das gesellige duldsame Fluchttier mit vielfältigem Nutzen.
Dem WDR-Team ist es gelungen sowohl die Natur dieser Tiere als auch deren Nutzen vielschichtig und realitätsgetreu zu zeigen. Schöne Bilder, kritische : da hofft man auf eine ebenso mutige und sauber recherchierte Fortsetzung.

 

 

Über den Author

Maik Feldmann

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