Alles Gute kommt von oben
Sammeln – Filtern – Speichern
Wo ein Verein oder Pferde haltender Betrieb in die Zukunft investieren kann und dabei auch noch nachhaltigen Nutzen für die Umwelt leisten möchte, sollte eine professionelle Entscheidung getroffen werden. Oft lohnt sich die Installation eines Regenwasserwerkes auf dem Hof.
Der Wasserverbrauch eines Pferdebetriebes ist enorm und auch die Kosten für die Entwässerung versiegelter/überbauter Flächen schlagen zu Buche.
Engagierte umweltbewusste Häuslebauer werden seit Jahren von der Industrie mit entsprechenden Sammelsystemen und Filtertechnik umworben. Nun finden auch die großen Wasserverbraucher wie Pferdebetriebe oder Reitvereine ein zunehmend erprobtes Angebot. Vermutlich hat die vergleichsweise begrenztere Abnehmerzahl die teure Entwicklung entsprechend dimensionierter Tanks und dazu gehöriger Filtertechnik verzögert.
Regen bringt (Geld-)Segen
Wie groß wird die Wasserernte über dem Pferdestall?
Der erste Schritt ist die Ermittlung der zu erwartenden Erntemenge Regenwasser. Hiervon hängt ab, welche Tankgröße verbaut wird und ob eine unterirdische Platzierung sinnvoll ist. Wenn eine Befahrbarkeit des unterirdischen Tankes unverzichtbar ist, erhöht dies die Kosten.
Um einschätzen zu können, mit welchem Ertrag auf dem eigenen Betrieb oder Vereinsgelände zu rechnen ist, muss man die örtliche mittlere Jahresniederschlagsmenge kennen. Einen Überblick gibt die hier hinterlegte Grafik:
www.nautilus-wassermanagement.com/images/mittlerejaehrlicheniederschlagsmengen.jpg
Wenn die Größe der projizierten Dachfläche, die für die Wassersammlung in Betracht kommt ermittelt ist, hilft folgendes Berechnungsprogramm:
www.fresemann.de/berechnungsprogramm-regenwasserspeichergrose
Zu groß sollte der Speicher nicht sein. Einige Male pro Jahr muss ein Überlaufen über einen Siphon in die Kanalisation oder zur Versickerung gewährleistet sein. So werden Schwimmstoffe (z.B. Blütenpollen) von der Oberfläche abgeschwemmt.
Klare Verhältnisse bei der Pferdewäsche
Ohne Filter geht nichts
Im Dachwasser einer 100 m2 großen Fläche geht man im Durchschnitt von einer zu erwartenden Menge von 0,75kg pro Jahr an ausgewaschenen Schmutzpartikeln aus.
Um Sauberkeit und Haltbarkeit des Wassers zu gewährleisten muss die Himmelsspende mehrere Filterstufen durchlaufen. Netzabdeckungen auf der Dachrinne und Grobabscheider im Fallrohr sind für kleine Sammelbehälter das Minimum. Große Erdtanks mit angeschlossenem Hauswasserwerk müssen mit zusätzlicher Filtertechnik versehen werden. Weder die Schwimmschicht (Blütenpollen) noch die Sedimentschicht (Feinstaub) sollte angesaugt werden. Die bewährte „schwimmende Entnahme“ sorgt für klare Verhältnisse bei der Pferdewäsche.
Da nur fachmännisch aufeinander abgestimmten Baugruppen einen störungsfreien Ablauf garantieren, hat die Eigenleistung hier oft ihre Grenzen. Pumpe, Stromversorgung und Steuereinheit sollten fachkundig montiert werden und mit der Trinkwasseranlage verbunden werden. Eine bedarfsweise Umschaltung von Regen- auf Trinkwasserbetrieb ist möglich.
Einfach mal rechnen
Werden Regenwassernutzungsanlagen gefördert?
Aufgrund der häufig wechselnden Förderungen liegt keine vollständige Liste vor. Es lohnt sich daher, vor dem Einbau einer Anlage bei der zuständigen Kommune nachzufragen. Viele Städte und Gemeinden haben erkannt, dass der Einbau einer Regenwassernutzungsanlage hilft, kostbares Trinkwasser zu sparen und bieten daher entsprechende Fördermöglichkeiten an. Informationen über kommunale Förderprogramme erhält man bei den zuständigen Bau- und Umweltämtern.
Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert Regenwassernutzungsanlagen. (www.kfw-foerderbank.de)
Beispiel f. kommunale Förderung: Im Land Bremen wird die Regenwassernutzung gefördert. Der Zuschuss beträgt z. Zt. 2.000 Euro pro Förderung. (www.bremer-umwelt-beratung.de/foerderprogramme-regenwassernutzung.html)
Kein Trinkwasser
Ob Außen- oder Innenbereich: große Anlagen müssen genehmigt werden. Das Regenwasserfass für die Ponywäsche ist zwar nicht genormt – bei Anlagen mit Hauswasserwerk oder gar Kopplung an das Trinkwassersystem gilt es zahlreiche Vorgaben einzuhalten! Zuverlässig und wirtschaftlich arbeitende Komponenten müssen eine gleichbleibend hohe Wasserqualität garantieren. DIN 1988 u.1989 für Regenwassernutzungsanlagen regeln Planung, Ausführung, Betrieb und Wartung ebenso wie die Abläufe und Materialien für Filtern und Speichern.
Alle Wasserentnahmestellen müssen eindeutig gekennzeichnet sein. Auch wenn ohnehin kein Reiter aus dem Schlauch am Pferdewaschplatz trinken würde: der Hinweis, dass es sich hier um „Kein Trinkwasser“ handelt, muss aushängen.
Nur im Notfall
Wenn Regenwassermangel oder eine Störung die Betriebsbereitschaft gefährdet, soll trotzdem keine Reithalle staubig und kein Schimmel schmutzig bleiben. Zur Luxusanlage gehört die Möglichkeit zur Trinkwassernachspeisung über eine automatische Steuerung. Doch gelten die auf dem Markt befindlichen Anlagen inzwischen als ausgesprochen robust und wartungsarm.
Wer jetzt auf den Geschmack nach flüssiger Ernte vom Pferdestalldach gekommen ist, findet weitere Ideen zum Thema bei der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr)
www.fbr.de
Also kein Grund mehr über schlechtes Wetter zu schimpfen: Der Regen steckt voller Möglichkeiten!
Pferdeseite.TV Tanja Mundt-Kempen