Magazin Tourismus

Diashow: Wo schon Römer und Germanen Abenteuer und Überraschungen erlebten

Wer kennt sie nicht, die Vorteile eines sommerlichen Regenrittes?

Wer bei Wolkenbruch und Seitenwind keinen Rückzieher macht, hat offenbar Sinn für Naturgewalten, gute Regenkleidung und Humor…

 Tour mit reichlich Niederschlag

 In Kalkriese bei Bramsche, wo die Germanen historischen Überlieferungen zufolge einstmals die Römer in einen Hinterhalt gelockt haben, wird (bei grauem Himmel) geparkt und gesattelt.

Östlich von Bramsche und südlich des Kalkrieser Moores befindet sich das Varusschlacht-Museum in einem Waldgebiet. Auf der B218 deutlich ausgeschildert erreicht man über eine Abzweigung den Parkplatz an der Varusschlacht. Da hier an einigen Tagen des Jahres Großveranstaltungen stattfinden, ist die Parkfläche sehr großzügig bemessen und somit ideal als Sattelplatz nutzbar. Während der eine oder andere Reiter überlegt, ob die Reitschuhe noch schnell gegen Gummistiefel getauscht werden ist das Tragen von Poncho oder Regenmantel für alle selbstverständlich. Vor uns liegt eine ca. 18 km lange Tour über Berg und Tal mit reichlich Niederschlag!
Wer  an solchen Schauertagen überhaupt zum Treffpunkt anreist ist wasserfest!

Keine Bremsenstiche dank Dauerregen

Der Parkplatz des Museums wird Richtung B218 verlassen, um auf der gegenüber liegenden Straßenseite auf einen Weg zu gelangen, der die Reiter auf die bewaldete Schmittenhöhe führt. Auf dem ersten Kilometer ist man den ergiebigen Regenfällen noch ungeschützt ausgesetzt, wenn man von der hoffentlich klug gewählten Kleidung und Kopfbedeckung mal absieht. Doch je steiler der Weg wird, desto dichter und schützender wird der Wald. Gut trainierten Pferden macht eine flotte Galloppade hier viel Freude, für Flachländer ist der Aufstieg sicher eine Herausforderung. Der zuverlässig fallende Regen wird aber den Pferdeschweiß unmittelbar abwaschen.

Wenn das steilste Stück der Bergstrecke hinter den Reitern liegt, macht der vorgeschlagene Weg einen Rechtsbogen: der breite befestigte Weg wird zugunsten des schmaleren Pfades nach Westen verlassen. Nach einem Schlenker durch idyllischen Mischwald kommt man an der Hauptwegekreuzung der Schmittenhöhe an.

Hier haben sich Pferde und Reiter durchaus eine kleine Verschnaufpause verdient.

Eine positive Besonderheit an solch einem zünftigen Regenritt ist, dass man von Bremsen und anderen Stechinsekten gänzlich verschont bleibt. In die Packtasche kommt also die bruchsichere Thermoskanne anstelle von Fliegenspray.

 Nebelschwaden in den Kalkrieser Bergen

Nun geht es abwärts. Sanft geschwungen ist der Weg durch die Kalkrieser Berge hinab zum Bachtal. Mit seinen feuchten  Auen, entsprechendem Bewuchs und den dunklen Fichten im Hintergrund erlebt man nun einen besonders schönen Moment. Da der Dauerregen auch mal Pause macht, hat man vielleicht das Glück, gerade an dieser Etappe die Nebelschwaden aus dem Sumpfstreifen aufsteigen zu sehen. Hier genießen auch hartgesottene Cowboys die Romantik des Momentes.

Der nun folgende Hagelschauer wird im Gasthaus „Zum alten Dreschhaus“ am Waldcampingplatz ausgesessen. Wachsmäntel und Ponchos bedecken derweil das Sattelzeug. Dass bei den ohnehin feuchten Rahmenbedingungen niemand den dortigen Schwimmteich nutzt ist wohl nicht verwunderlich.

Fernblick auf  37 Kirchtürme

Nach dieser Rast führt die Route zunächst nach Südosten auf eine weitere Erhebung der Kalkrieser Berge: die „Breite Heide“. Da es sicher noch immer heftig regnet, freut es den Reitersmann, dass es sich bei „Breite Heide“ trotz des Namens um einen schützenden Wald handelt. Vorbei an mannshohem Farnkraut – dieses gedeiht wirklich sehr gut im feuchten Wald – gelangt man schließlich auf eine schmale Landstraße. Es geht nun weiter nach Osten. Dieser auf einer Ebene verlaufenden, nahezu verkehrsfreien Strasse folgt man mit Blick auf hübsche Bauernhöfe und hügelige Wälder. Unübersehbar ist der Aussichtsturm „Venner Berg“. Hier heißt es: Wind, Wetter und Höhenangst trotzen, den Kragen des Regenmantels hochschlagen und (ohne Pferd) noch mal 20 Höhenmeter auf Holzstufen erklimmen. Wenn es nicht – wie bei Starkregen üblich – so dicht bewölkt wäre, könnte man jetzt u.a. den Dümmer See, Damme, Bad Essen, Wiehengebirge und den Teutoburger Wald sehen. Doch so begnügt man sich mit den Schildchen auf dem Geländer der Aussichtsplattform, welche die umliegenden Orte benennen. Bei klarem Wetter sind insgesamt 37 Kirchtürme sichtbar.

Wohl dem, dessen Kleidung dicht hält

Nun geht es weiter auf den tropfnassen Pferdchen. Zunächst biegt man von der Strasse nach links in den Feldweg ein, um diesen bereits nach 100 Metern auf dem Grasweg Richtung Norden zu verlassen. Der höchste Punkt der Gemeinde Ostercappeln, der Venner Berg mit 155,9 m über Normalnull, liegt nun hinter den Reitern. Es folgt der Abstieg zur Ausgrabungsstätte Varusschlacht. Der Grasweg führt zwischen den Feldern hindurch auf den Wald zu. Wer der Markierung „Römermaske“ folgt, gelangt über einen wunderschönen Waldweg durch alten Buchenbestand talwärts. Auch diese mächtigen Bäume sind nicht geeignet den unaufhörlich prasselnden Regen abzuhalten… Wohl dem, dessen Kleidung bis hierhin dicht gehalten hat.

Im Fahrzeug liegt sicher ein trockener Pullover und die Pferde werden eingedeckt und auf dem Hänger oder im mobilen Paddock geparkt. Schließlich gibt es nun noch zwei Gründe, warum die Gaststube des Museums einen Besuch wert ist.

Erstens gibt es hier hervorragenden Kuchen und zweitens erfährt man den eigentlichen Grund für die sagenumwogene Niederlage der römischen Legionen an diesem Ort. Der dortige Wandspruch verrät den vermutlichen Hauptgrund für die Schmach der Varustruppen:

WENN MAN IHRER TRINKLUST ENTGEGEN KOMMT
UND HERBEISCHAFFT SO VIEL SIE BEGEHREN,
WIRD MAN SIE DURCH IHRE UNTUGENDEN EBENSO LEICHT BESIEGEN
WIE MIT WAFFEN

Tacitus, Germania Kapitel 23

Wer diesen Ritt trotz des unaufhörlichen Regens genießen konnte, wird sicher noch mal wieder kommen um das interessante Gebiet weiter zu erkunden.

Übrigens munkelt man in hiesigen Reiterkreisen, dass diese Tour auch bei Sonnenschein ihren Reiz hat!

 

Quelle: Text und Fotos Tanja Mundt-Kempen

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Maik Feldmann

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