Wenn man Pferde als „Weber“ bezeichnet, dann meint man nicht die Handwerkskunst des Webens, sondern ein unerwünschtes Verhalten, welches zu mentalen und körperlichen Schäden führt.
Das so genannte „weben“, also eine stereotype Wiederholung von Körperbewegungen wie hin-und-her-schwingen von einem Bein auf das andere, im-Kreis-laufen oder unaufhörliches Kopfschlagen, wird von Tieren gezeigt, welche ihre Energie nicht abbauen oder Bewegungsdrang nicht ausleben können.
Ein Vergleich zum „Hospitalismus“ bei Menschen liegt nahe.
Die stereotype Bewegung auf kleinstem Raum ist einerseits eine Art des Stressabbaus, andererseits führt sie zu körperlichen und mentalen Schäden. Die engen Wiederholungen bestimmter Verhaltensmuster führen zu atypischer Belastung von Gelenken und fehlerhafter Muskelbildung, die ihrerseits wiederum schmerzhafte Folgen hat.
Eine möglichst abwechslungsreiche Umgebung und Haltungsform der Tiere wirkt diesem – in der freien Natur nicht vorkommenden – Verhalten entgegen.
Wo Menschen Tiere halten, egal ob Zoo oder Pferdehaltung, resultiert daraus die Pflicht, eine möglichst artgerechte Unterbringung zu gewährleisten.
War bei der reinen Boxenhaltung, die noch vor Jahren den Standard bildete, ein webendes Pferd in beinahe jedem Stall zu finden, so hat das geänderte Bewusstsein für die Bedürfnisse der Pferde dazu geführt, dass ausreichend Bewegungsanreize schon in der Haltungsform organisiert sind.
Wenn es früher verpönt war, einen „Weber“ im Stall zu haben (man befürchtete „Ansteckung“ der anderen Pferde), so ist heute jedem informierten Pferdefreund klar, dass hier keineswegs die Ansteckung durch Nachahmung das Problem war, sondern die Haltung der Tiere.
Wie schön, dass die Pferdehalter dazu gelernt haben und der Markt inzwischen geniale Systeme für die artgerechte Unterbringung auch von Pferden und Nutztieren bietet.
Text u. Fotos: Tanja Mundt-Kempen