Tierquäler kupieren Schweif bei Kaltblutpferd
Falscher Stolz und beschämende Tradition lässt sich nur schwer ausrotten. Verstümmelte Schweifrüben sind ein Drama. Die tierquälerische Tradition den Schweif zu kupieren ist in Deutschland verboten. In manch anderen Ländern ebenfalls, doch nach wie vor wird es allzu häufig praktiziert. In den Beneluxländern sieht man bis heute noch eine Vielzahl verstümmelter Kaltblüter.
Wozu braucht ein Pferd den Schweif?
Der Schweif des Pferdes ist nicht nur Dekoration, sondern Ausdrucksmittel und Schutz. Die Schweifrübe besteht aus 18-21 Wirbeln und ist als Verlängerung des Rückgrades anzusehen. Das Pferd benutzt den Schweif um sich auszubalancieren. Eine weitere wichtige Funktion ist im Sommer unübersehbar: der Schweif wird genutzt, um Insekten fernzuhalten. Das geschieht entweder allein stehend oder Kopf an Schweif mit einem Pferdekollegen zum gegenseitigen Komfort. Bei kupierten Pferden, die im Sommer ihrer Natur gemäß ihren Stummel so einsetzen, als wäre es noch immer ein vollkommener Schweif, können verzweifeln, wenn ihre mehr oder weniger lange Restrübe hektisch zuckt.
Nicht zuletzt hat der Schweif auch eine wichtige Schutzfunktion, um Sonne, Hitze, Nässe und Insekten von den Weichteilen fernzuhalten und im Winter dieselben vor allzu großer Kälte und Schnee zu schützen.
Warum werden Schweife amputiert?
Warum gab, beziehungsweise gibt es diese Tradition? Zum einen wurde es damit begründet, dass Arbeitspferde sich mit ihren Schweifhaaren in den Strängen oder Ketten der Kutschen und Arbeitsgeräte verfangen. Ein – egal zu welcher Epoche – fragwürdiges Argument! Schließlich hätte das Kürzen oder Hochbinden der Haare den gleichen Effekt. Ein anderer Grund wird folgendermaßen überliefert: die mächtige gespaltene Gruppe wirkt noch kraftvoller, wenn kein Schweif den Blick ablenkt. Den Pferden, oftmals auch Reitpferden, wurde der Schweif mittels eines Guillotine-Messers entfernt. Auf Zuchtveranstaltungen in England sieht man gelegentlich die nicht ganz so dramatische Alternative: das komplette Scheren der Schweifrübe. Was dann übrig bleibt, ist die nackte Schweifrübe, ein „Rattenschwanz“. Nicht sehr attraktiv, aber das vergleichsweise kleinere Übel. Bleibt zu hoffen, dass sowohl kupieren, als auch das Kippen und rasieren der Schweife endlich überall endgültig ausstirbt!
Kupierer an den Pranger
Kupierte Pferde ausnahmslos weltweit von der offiziellen Zucht auszuschließen wäre eine Maßnahme. Aber die unkontrollierten Bereiche außerhalb offizieller Treffen bleiben weiterhin… Lediglich die über Grenzen hinweg geführte offene Diskussion und Anprangerung der Kupierpraxis kann helfen diese beschämende Tradition zu beenden.
Text und Bilder: Pferdeseite.TV – Tanja Mundt-Kempen