Neben der Verfügbarkeit haben die alternativen Raufutterprodukte unterschiedliche interessante Vorzüge. Für Pferde mit Atemwegsproblemen ist die Staubfreiheit der alternativen Gras-Futtermittel ein wichtiger Gesundheitsfaktor. Doch auch gesunden Pferden tut die kontrollierte hygienische Qualität der geprüften Raufutter gut. Gesparte Tierarztkosten wiegen u.U. den höheren Einkaufspreis auf. Für die konventionelle Heufütterung kann der Einsatz von Tauchsystemen, Bedampfern oder Berieselungen zu erheblicher Staubreduzierung führen.
Raufuttervarianten:
Planvolle Bevorratung
Auch wenn im laufenden Jahr überdurchschnittliche Mengen und Qualitäten geerntet wurden, erinnert sich mancher noch an das Beschaffungsdrama im Vorjahr. Manch norddeutscher Betrieb wurde gar mit Heu aus Ungarn beliefert, da in heimischen Gefilden der Markt leer war. Selbst minderwertige Qualitäten wurden teuer gehandelt – sofern diese überhaupt abgegeben wurden.
Wenn die hauseigenen Vorräte zur Neige gehen, muss die Entscheidung fallen: was kommt nun in die Raufe? Pferde müssen grundsätzlich langsam auf Futterumstellungen vorbereitet werden
Darmflora und Fresstechnik wie vermehrte Einspeichelung müssen „trainiert“ werden.
Heute der letzte Heuballen und ab morgen nur noch Heucobs: das geht schief. Mindestens zwei Wochen, besser vier Wochen sollte der Futtermeister einplanen um nach und nach den gewohnten Heu- oder Silageanteil durch das zugekaufte neue Grundfutter zu ersetzen
Individuelle Mischungen oder Ergänzungen auch für Problempferde
Einige Häcksel- oder Heucobs sind mit Kräutern angereichert, so kann gezielt auf gesundheitliche Besonderheiten der Pferde eingegangen werden. Der Handel bietet auch Produkte mit unterschiedlich hohen Energie- oder Eiweißgehalten an. Hier kann der verantwortungsbewusste Pferdehalter auf Figurprobleme, sportliche Belastung oder besondere Empfindlichkeiten wie Hufreheneigung gezielt reagieren.
Wer besonders faserreiches Raufutter reichen möchte hat gar die Möglichkeit seine Spezialmischung aus Heu und Stroh individuell packen zu lassen. Wo Heumangel herrscht ist in der Regel die Strohbergung nicht viel befriedigender ausgefallen – wer also Futterstroh bisher in der Rationsberechnung hatte, könnte sich das selber mischen sparen.
Gehaltreiche Mischungen , eiweißarme Diät – alles ist möglich
Die verschiedenen Strukturmüslis kann man wohlwollend auch Futtermischung für Faule nennen: hier ist bereits alles drin… Der Hauptbestandteil solcher faserreichen Mixturen ist Raufutter in Form von Gras oder Luzerne. Je nach Produkt sind thermisch behandelte Getreideflocken, Kräuter, Äpfel oder Möhren zugesetzt. In vielen Fällen kann durch dieses Alleinfutter ganz oder teilweise auf zusätzliche Kraftfuttergaben verzichtet werden.
Unter Dach oder in der Scheune, Sackkarre oder Trecker
Bei der Lagerung von Heu und Futterstroh gibt es keinen seriösen Kompromiss: ein Dach ist unverzichtbar. Das Depot unter losen Planen oder Folien im Freien führt unweigerlich zu Qualitätsverlusten. Leichtbauhallen aus Stahlelementen mit Zeltdach sind geeignet multifunktionelle preiswerte Lösungen zu schaffen. Lediglich unverletzte gut gewickelte Silageballen können draußen liegen.
Sofern es sich um Großballen handelt, ist zum Transport vom Lagerplatz zur Futterstelle ein Hoftrac oder Trecker mit Frontlader notwendig. Wo sehr große Pferdegruppen versorgt werden, ist der Maschineneinsatz selbstverständlich. Bei kleineren Beständen fehlen diese technischen Helfer oft.
Praktisch sind da die handlichen Packgrößen der Sackware zwischen 15 und 25 Kilogramm. Bei den folierten (Stretchfolie oder Haube) Ballen kann auf Palette gestapeltes Futter nach Herstellerangaben im Freien lagern; hier reichen dann Schubkarre oder Sackkarre als Transporthelfer.
Kauen im Alter…
Kein Pferd kann auf Rohfaser verzichten – und die muss gekaut werden. Das Pferd ist auf relativ kontinuierliche Futteraufnahme angewiesen. Ohne faserreiche Nahrung streikt der Darm. Auch auf jungen Weiden kann es sinnvoll sein, trotz des saftigen frischen Angebotes strukturreiches Heu oder Häcksel anzubieten. Junge Gräser könnten anfälligen Tieren aufgrund des geringen Fasergehaltes ansonsten Durchfall bescheren.
Frisches junges Gras muss weitaus weniger gekaut und eingespeichelt werden als die getrockneten Folgeprodukte. Das Kauen kann für manche Gnadenbrötler und Pferde mit Zahnproblemen eine Herausforderung sein. Sollte das Pferd nicht (mehr) im Stande sein eine ausreichende Einspeichelung und Mahlung der Heupellets oder Grascobs zu sichern, so können diese mit Wasser vorgequollen werden. Bei einigen Cobs ist grundsätzlich Feuchtfütterung vorgesehen, doch manche lassen sich nach einer Gewöhnungszeit gefahrlos trocken verfüttern.
Jedem Pferd so wie es notwendig ist: gesunde Pferde sollen und können kauen! …schon allein um den gleichmäßigen Zahnabrieb zu gewährleisten. Doch wer darauf angewiesen ist kann sein Faserfutter auch als Brei erhalten.
Quelle: Tanja Mundt-Kempen