Tausche Tochter gegen Pferd auf dem Pferdemarkt in Havelberg.
Besucher zu Pferde oder per Rad dürfen ihr Transportmittel bis zum Marktgelände mitnehmen und erstere bekommen auf diesem letzten Kilometer schon manch eindeutiges Angebot – wir sind schließlich auf einem der größten und ältesten bis heute regelmäßig stattfindenden Pferdemärkte.
„Wem gehört die Kutsche?“ Flott kommt die Information:“ Noch ist es meine, das kann sich aber schlagartig ändern.“
Die großen Pferdehändler haben ihre Tiere bereits einige Tage vorher aufgetrieben. Neben Pferden und Eseln wird hier historisch mit allem gehandelt was Fell oder Federn trägt. Und wie seit Hunderten von Jahren hat solch ein Markt einen wichtigen Mehrfachnutzen: hier fand und findet man Vieh und vieles mehr, Gesang und Trank und hoffentlich auch eine Braut!
Der Tausch Pferd gegen Tochter ist glaubhaft überliefert.
„Platz da – das ist ein Pferdemarkt, kein Spielplatz!“
Der einsetzende Regen kann nach dem Hochwasser-Drama im Jahr 2002 in dieser Gegend niemanden beeindrucken. Barfuß oder Gummistiefel ist hier so normal wie Pferdefrikadelle und Bierbude.
„Platz da – das ist ein Pferdemarkt, kein Spielplatz!“ Klare Ansage, der Kinderwagen wird vor dem vorbeitrabenden Tinker zwischen Papageienkäfig und gebrauchten Sätteln in Sicherheit geschoben. Umso besser, sonst hätte man das kuriose Angebot in dieser Nebengasse fast übersehen. Honig und Hüte, Lamas und eine Carrerabahn. Jedem Tierchen sein Pläsierchen… Zu DDR-Zeiten wechselten Armaturen, Auspuff und praktisch alles, was das Leben erfordern könnte hier den Besitzer. Zu DDR-Zeiten? Heute ist das nicht anders!
Nicht nur Rambo, der Esel aus Braunschweig, wird hier bestens unterhalten. Havelberger Veteranen zelebrieren den Ausflug zum Pferdemarkt mit Einfallsreichtum, Toleranz und Feierlaune. Die Kultveranstaltung wird nicht einfach besucht – sie wird gestaltet. Wie in jedem Jahr montieren die Kaltblutfreunde hinter den Pferdehängern ihre durchdachte Duschkonstruktion. Sauberkeit muss sein, darauf trinken wir… und der Ofen für die mobile Warmwasserbereitung glüht vor sich hin.
Quelle: Tanja Mundt-Kempen