Der einzigartige Fundus im Bunker von Horst-Dieter Beyer ist legendär. Was man seit den frühen achtziger Jahren nirgendwo sonst gefunden hat, fand man bei Hodibe in Köln Nippes. Der quirlige Mann mit den schelmischen Augen ist Pferdefreunden seit Jahrzehnten unter dem Kürzel seines Namens bekannt. Er war ein Kuriosum. Wenn seine große Liebe auch den Vollblütern und dem Rennsport galten, so interessierte ihn doch jede Facette der Pferdewelt.
Bei meiner ersten Begegnung mit Horst-Dieter Beyer im Jahr 1984 war ich 19 Jahre alt und er sprach mich einfach an. Auf eine – wie man meinen könnte – eher seltsame Art. Er sagte mir auf den Kopf zu, wie mein Gewicht ist. Es stimmte auf das Pfund genau. Kennerblick in eigener, hippologischer Sache: er suchte einen Rennreiter. Die Eckdaten diesbezüglich passten zwar. Größe und Gewicht hätten uns beruflich durchaus näher zueinander führen können. Meine Pläne sahen aber anders aus. Nichtsdestotrotz trafen wir uns auf den verschiedensten Veranstaltungen zum Thema Pferd immer und immer wieder. Selbstverständlich war die Equitana über 4 Jahrzehnte eine feste Größe der Begegnungen. (Siehe auch Artikel „Erinnerungen von Horst-Dieter Beyer zur EQUITANA“, aus dem Buch „40 Jahre Equitana“ von Raimund Hesse)
Als in den neunziger Jahren zunehmend neue Reitweisen und folkloristisches Equipment nachgefragt wurden, war es Horst-Dieter Beyer der vorbehaltlos ein- und verkaufte.
Wer ganz spezielle Ausrüstung suchte, reiste zum HoDiBe-Bunker nach Köln. In der unteren Ebene war in einem Labyrinth von unzähligen Räumen fast alles zu finden, was die Welt zum Thema Pferd zu bieten hat. Eine thematische Ordnung war eher zufällig. Was die Kundschaft nicht mitbekam: in der oberen Etage des Bunkers wohnte Horst-Dieter Beyer. Die Adresse Kevelaerer Strasse 10a hat einen eher morbiden Charme, was man vom Bewohner keineswegs sagen kann. Spitzbübisch und immer aufmerksam für alles, was um ihn herum passiert, hatte er stets ein waches Auge für Menschen und Tiere in seiner Umgebung. Eigene Sorgen standen zurück, wenn es galt, die nicht mehr renntauglichen Tiere eines Wegbegleiters in Obhut zu nehmen. Als Geburtstagsgeschenk freute Hodibe sich dann über Hafer für seine Schützlinge.
Bemerkenswert ist auch sein Engagement für einen verletzten Obdachlosen. Der frühere Pferdepfleger Jean Francoise lebte auf der Straße, als er von Jugendlichen überfallen wurde. Der Mann lag im Koma, überlebte seine Verletzungen und benötigt nach der Behandlung eine Reha. Ohne Krankenversicherung ein Problem… Horst-Dieter Beyer organisierte eine Tombola und bestückte diese mit zahlreichen hippologischen Gewinnen. Der Erlös soll dem ehemaligen Pferdepfleger Jean Francoise wieder auf die Beine helfen.
Das letzte Mal traf ich Horst-Dieter Beyer im Februar diesen Jahres in Köln. Auf der Spoga, der Order- und Einkaufsmesse für den Pferdesport, Kam er mir entgegen – und zum ersten Mal war es keine freudige Plauderei. Zum ersten Mal war ihm sein Lammfellmantel zu groß. Zum ersten Mal, 87jährig, stütze er sich zur Begrüßung ein wenig auf meine Schulter. Zum ersten Mal sprach er über seine Sorgen.
Und trotzdem waren ihm der Respekt der Geschäftspartner, Kollegen und Wegbegleiter aus der Pferdebranche sicher. Daran wird sich auch nach seinem Tod nichts ändern.
Tanja Mundt-Kempen