Die Globalisierung macht auch vor dem Pensionsstall nicht halt.
Von Messen und oft zeitgleich stattfindenden Showveranstaltungen bringen sowohl Herr Schulte-Osthoff als auch seine Einsteller neue Anregungen mit. …und in diesem Jahr internationalen Zuwachs. Ausländische Spezialisten auf 4 Beinen haben Eindruck auf die bislang treu westfälisch geprägte Kundschaft gemacht. In den nächsten Tagen werden Tölter und Tänzer aus fernen Ländern geliefert und sollen ihren Profivertretern von der Messe in nichts nachstehen. Multi-Kulti in der Herde und internationales Flair in der Sattelkammer…
Tölter und Tänzer
Herr Schulte-Osthoff ist mit den Umbauarbeiten und Vorbereitungen für die Unterbringung der Gastarbeiter aus Spanien und Island beschäftigt. Die Neuen haben Namen wie „Rokkvahlin frá Austvarðsholti“ und da diese Personalangaben ohnehin nicht auf die Boxschilder passen, setzt der fleißige Pferdehalter seine Idee von der Gruppenhaltung im Laufstall um.
Was teuer ist muss gut sein
Für den mit Hilfe des Pferdepflegers in maximaler Eigenleistung gestalteten Laufstall trifft das uneingeschränkt zu. Ob die These von teuer = gut auch auf die importierten Vertreter ferner Nationen zutrifft soll sich noch zeigen.
Den stolzen Neubesitzern wurde zugesichert, dass der Spanier und auch der Isländer verkehrssicher sind, gemäß landestypischer Tradition eingeritten und ausgebildet sowieso.Bald erleben die folkloristisch interessierten Reiter, was mit landestypischer Ausbildung und Tradition gemeint ist. Andere Länder andere Sitten, andere Verkehrsteilnehmer…
Die Verkehrssituation im jeweiligen Heimatland weicht offenbar von der hiesigen ab.
Linienbusse, LKWs und – man höre und staune – Fahrräder. Das sind diese pferdeverschlingenden drahtigen Ungetüme, die sich lautlos anschleichen oder am Straßenrand lauern, mitunter im Rudel auftauchen um gemeinsam zu jagen.
Eselskarren, Schafherde oder Jeep, kein Problem, aber dies…
Der Reiter des „Tänzers an der leichten Hand“ (so genannt im Werbeprospekt für die Rasse) tat alles, um sein Ross nicht zu beunruhigen: das BEUNRUHIGTE ihn!
Nepomuk beobachtet das unterhaltsame Drama beim ersten gemeinsamen Ausritt mit gewohntem Wohlwollen und Toleranz. So reimt der bodenständige Wallach:
Ist der Exot auch noch so chic
Ganz oft hat er auch einen Tick
Hält Fahrräder für Ungeheuer
Entwickelt dann auch recht viel Feuer
Hier braucht es dann enorm viel Übung
Besitzerstolz erfährt nun Trübung
Kulturelle Vielfalt wie am Dortmunder Hauptbahnhof
Der Isländer sieht so aus, als sei es für ihn normal, von jedem sofort geduzt zu werden.
Comtessa hat sich auf Anhieb in den rustikalen Charme des nordischen Viergängers verknallt – dann entknallt und wartet nun auf den Knall wenn er platzt. Noch nie hat ein Pferd in ihrer Umgebung so schnell an Umfang gewonnen. Der aufmerksame Herr Schulte-Osthoff erkennt sehr schnell, dass sich die Investition für die automatische, individuell programmierbare Futterstation im Laufstall gelohnt hat und viertelt die Ration für das langfellige Kleinpferd.
Eine Kulturvielfalt wie um den Hauptbahnhof von Dortmund herrscht nun im Schulte-Osthoff´schen Gruppenstall. Und dank der automatischen Einzelfutterstation bekommen auch die zugewanderten Herdenmitglieder trotz des Lebens in der Pferde-WG ein bedarfsgerechtes Menu.
Die alt eingesessenen Tiere fragen sich nun, ob für den Isländer ein Salzhering und für den Andalusier Tapas im Trog landen… technisch möglich wäre es ja…
Text und Bilder: Pferdeseite.TV Tanja Mundt-Kempen